Training oder Traumatherapie?
3 Gründe,
warum es mit dem Hundetraining nicht klappt
(und was du tun kannst)
Hundetraining kann eine echte Herausforderung sein, stimmt’s? Wenn alles den Erwartungen entspricht – super! Aber wehe, wenn nicht! Leider gibt es immer wieder Hundehalter, die das Versagen dann auf den Trainer, die Hundeschule oder sogar den Hund schieben. Dabei gibt es tatsächlich einige Gründe, warum ein klassisches Hundetraining nicht in jedem Fall das Richtige ist.

Vielleicht hast auch du schon verschiedene Trainingsmethoden ausprobiert, aber dein Hund scheint einfach nicht das gewünschte Verhalten zu zeigen? Keine Sorge, du bist nicht allein! Es gibt zahlreiche Gründe, warum das Training bei vielen Hunden nicht so funktioniert, wie es eigentlich sollte. Hier sind 3 häufige Ursachen – und was du dagegen tun kannst.
1. Beziehungsprobleme zwischen dir und deinem Hund

Im Gruppentraining funktioniert alles prima: Dein Hund hält sich an deine Anweisungen, bleibt ruhig und konzentriert. Kaum zu Hause angekommen, ist dann wieder der Teufel los. Alles geht drunter und drüber, und dein Hund scheint die gerade erlernten Übungen völlig vergessen zu haben. Woran liegt das?
Häufig liegt das Problem in der Beziehungsdynamik zwischen Mensch und Hund. Im Training hast du die Unterstützung des Trainers. Schon allein seine Anwesenheit kann einen Einfluss auf das Verhalten deines Hundes haben. Du bist natürlich voll bei der Sache und einzig auf deinen Hund und sein Verhalten konzentriert. Positive Verstärker in Form von Leckerlis tun ihr Übriges. Zudem bieten andere Hunde in der Gruppe Vorbilder, denen dein eigener Hund nacheifern kann.
Doch sobald ihr alleine seid, fehlen diese Hilfen. Du hast nicht die Zeit, dich ausschließlich auf deinen Hund zu konzentrieren, sondern 1000 andere Aufgaben im Kopf – und genau hier wird die eigentliche Bindung zwischen dir und deinem Hund auf die Probe gestellt.
👉 Tipp: Arbeite außerhalb des Trainings gezielt an eurer Beziehung. Achte darauf, dass dein Hund dir vertraut, dich respektiert und deine Rolle als Führungsperson anerkennt. Diese Bindung kannst du dir nicht erkaufen oder erhoffen – du musst sie dir erarbeiten. Bindungsfördernde Aktivitäten wie gemeinsame Spiele, lange Spaziergänge oder Suchspiele, kombiniert mit dem erlernten Hundetraining, können helfen, eure Verbindung zu stärken. Hundetraining ist also nicht nach Ablauf der bezahlten Stunde vorüber – es gibt dir nur die Werkzeuge mit an die Hand, um weiterhin an eurer Mensch-Hund-Beziehung zu arbeiten.
2. Herausforderungen im Alltag: Routine, Kommunikation und Konsequenz

Hundetraining findet oft in einer kontrollierten Umgebung statt – fernab von den tatsächlichen Herausforderungen des Alltags. Dein Hund lernt vielleicht in der Hundeschule, auf Signale wie „Sitz“, „Platz“ oder „Bleib“ zu reagieren, doch zu Hause sieht die Realität oft ganz anders aus. Alte Gewohnheiten wie das Springen aufs Sofa, Betteln am Tisch oder sogar das Schlafen im Bett kehren schnell zurück – und das Training scheint plötzlich nutzlos.
Doch das bedeutet nicht, dass das Training „für die Katz“ ist (Wortspiel beabsichtigt 😉). Vielmehr zeigt es, dass das Training in der Hundeschule nur die Basis legt. Was danach passiert, hängt von der Umsetzung im Alltag ab. Die Regeln, die du im Training lernst, müssen auf deine individuelle Lebenssituation übertragen werden – mit Kreativität, Individualität und Konsequenz.
Ein weiterer Stolperstein ist die Kommunikation zwischen dir und deinem Hund. Während du im Training klare Anweisungen gibst, können im Alltag kleine Missverständnisse entstehen. Vielleicht bist du unbewusst inkonsequent, deine Körpersprache ist uneindeutig oder du setzt die erlernten Signale nicht konsequent um. Das führt bei deinem Hund zu Verwirrung – und bei dir zu Frustration.
Ein dritter Punkt ist die Einbindung anderer Haushaltsmitglieder. Hunde brauchen klare und einheitliche Regeln. Wenn jedoch nur eine Person die Trainingsmethoden anwendet, während andere im Haushalt den Hund mit widersprüchlichen Signalen (wie „mal auf die Couch dürfen, mal nicht“) verwirren, fällt es dem Hund schwer, das Gelernte richtig umzusetzen.
👉 Tipp: Überlege, wie du das in der Hundeschule Gelernte auf die Herausforderungen des Alltags anwenden kannst. Passe die Prinzipien individuell an deine Lebensumstände und die Persönlichkeit deines Hundes an. Beobachte dabei nicht nur deinen Hund, sondern auch dein eigenes Verhalten. Klare und konsistente Regeln sind essenziell – und diese müssen von allen im Haushalt eingehalten werden. Kommunikation, Konsequenz und Kreativität sind die Schlüssel zu einem harmonischen Zusammenleben mit deinem Hund.
3. Traumatische Erfahrungen deines Hundes

Und hier betrittst du meine Welt!
Nicht alle Verhaltensprobleme lassen sich mit Training lösen. Manche Hunde haben traumatische Erlebnisse hinter sich, die tief in ihrem Unterbewusstsein verankert sind. Solche Hunde reagieren oft auf bestimmte Trigger – etwa eine bestimmte Art von Menschen oder Tieren, bestimmte Geräusche oder sogar Gerüche, die sie mit einer schlechten Erfahrung assoziieren. Nicht selten reagieren sie dann mit Angst, Panik oder sogar Aggression.
Um diese alten Erinnerungen und die damit verbundenen Emotionen aufzulösen, ist das klassische Hundetraining meist wenig hilfreich. Denn es zielt auf die Vermittlung von Grundgehorsam ab, kann jedoch tieferliegende emotionale und mentale Probleme nicht lösen. Hier ist eine gezielte Verhaltenstherapie notwendig, die diese Problematik individuell und situationsbezogen in Angriff nimmt.
Beispiel: Ein Hund, der von einem großen, weißen Hund angegriffen wurde, könnte in Zukunft auf alle großen, weißen Hunde aggressiv reagieren. Oder ein Hund, der von einem Mann mit tiefer Stimme geschlagen wurde, entwickelt panische Angst vor Männern mit tiefer Stimme. Doch manchmal sind die Verknüpfungen weniger eindeutig: Vielleicht erschreckt sich ein Hund beim ersten Treffen mit einem großen, weißen Hund wegen eines gleichzeitig explodierenden Feuerwerks. Er verbindet sein Erschrecken dann mit dem weißen Hund.
Wie du siehst, sind die Ursachen für ein Trauma vielfältig und sehr individuell.
👉 Tipp: Wenn das Training nicht funktioniert, strafe oder rüge deinen Hund niemals – es könnte ein Trauma dahinterstecken. Bedenke, dass auch aggressives Verhalten oft aus Angst entsteht und als Selbstschutz dient. Arbeite am besten mit einem Experten für Tierpsychologie oder Traumatherapie zusammen, um die Ursachen zu finden und einen individuellen Therapieplan zu erstellen. Ziel ist es, negative Erfahrungen durch positive zu ersetzen und deinem Hund alternative Verhaltensweisen aufzuzeigen, die er akzeptieren kann – damit er sich sicher und verstanden fühlt.
Fazit: Hundetraining ist Teamarbeit

Wenn das Hundetraining nicht funktioniert, liegt es oft nicht am Hund, sondern an der Herangehensweise. Beziehungsprobleme, Alltagsroutinen, Traumata, Kommunikationsschwierigkeiten oder fehlende Konsequenz innerhalb der Familie sind häufige Ursachen. Doch die gute Nachricht ist: Mit Geduld, Verständnis und der richtigen Unterstützung könnt ihr diese Herausforderungen meistern.
Auf diesem Blog findest du noch weitere Tipps, hilfreiche Artikel und Inspirationen, um dir und deinem Hund den Weg zu einem harmonischen Zusammenleben zu erleichtern. Stöber ruhig weiter – oder melde dich gerne bei mir mit deinen Fragen, Problemen oder Anregungen!